So bald sich Menschen treffen, tauschen sie Geschichten aus: was alles passiert ist, große, kleine, lustige, traurige, alltägliche Ereignisse. Das vermengt sich mit meinem eigenen Leben und wird Grundlage meiner Erzählungen, ich stelle die Ereignisse neu zusammen, schaffe neue Begegnungen und Schnittstellen. Der Unterschied zum „echten“ Leben: Viele Erlebnisse basieren auf einer Kette von unglaublichen Zufällen, ein Roman/Theaterstück/Film braucht einen Anfang und ein Ende.

Ich bin mit Geschichten aus der Kinderbibel ausgewachsen, die nicht gerade zimperlich waren: da war ein Vater bereit, seinen Sohn zu opfern, es wurden Nägel durch Hände getrieben usw. Später kam Hesse, Tolkien, Fallada dazu, und alles, was mir sonst so in die Hände kam, von trivial bis Avantgarde. Zudem verbindet mich eine lange, innige Liebe zu Rundschreiben von Kleingartenvereinen, Kleinanzeigen in der ADAC-Motorwelt und den Zetteln am schwarzen Brett der Drogerie in meiner Straße.

Wo es weh tut, wo es peinlich wird, bei Niederlagen, reagiere ich reflexartig mit Humor, anders würde ich Vieles nicht aushalten. Das verwechseln einige mit Verdrängung. Aber verdrängen depressive Schreiber/innen nicht standhaft die positive Seite des Lebens?

 

Es ist wirklich wahr: ich freue mich jeden Tag aufs Schreiben! Egal, was sonst um mich herum passiert, gute oder schlechte Zeiten, am Schreibtisch erreiche ich immer eine optimale Körpertemperatur. Und natürlich hoffe ich, dass sich das auf meine Leserinnen und Leser überträgt.